Rohkosternährung – wertvolle Lebensweise oder gesundheitsbedenklicher Hype?

Die Rohkosternährung erlebt seit einigen Jahren einen Aufschwung und zwar sowohl unter Sportlern als auch bei “Normalsterblichen“. Es scheint fast so, als würde sich jeder, der fit und gesund sein will, plötzlich nur noch von schonend zubereitetem Obst, Gemüse und Co. ernährt. Und das hat auch seine Berechtigung, denn die spezielle Ernährungsweise hat durchaus positive Wirkungen auf den Körper. Doch es gibt ebenso Stimmen, die von einer Rohkosternährung abraten, da diese eine Mangelernährung bewirken könne.
Was stimmt denn nun? Ist eine rohköstliche Ernährung gesund oder doch eher riskant? Mit dieser Frage wollen wir uns in diesem Artikel beschäftigen.

Rohkosternährung – was ist das eigentlich?

Rohkosternährung ist ein weiter Begriff, d.h. es gibt ganz unterschiedliche Ansätze dieser Art. All diese haben gemeinsam, dass die verwendeten Lebensmittel bei 42, maximal 45 Grad erhitzt werden sollen. Auf diese Weise bleiben die wichtigen Nährstoffe erhalten. Ausserdem handelt es sich bei vielen “Programmen“ um vegane Ernährungsformen, während es verhältnismässig wenige Ansätze der Rohkosternährung gibt, in denen Fisch, Fleisch, Eier und Milchprodukte verzehrt werden – roh wohlbemerkt!

In dieser schwammigen Definition der Rohkosternährung liegt die Crux und Kritiker haben recht, wenn sie sagen, dass derjenige, der lediglich Blumenkohl oder Karotten futtert, sicherlich früher oder später Mangelerscheinungen aufweisen wird. Selbiges gilt natürlich für “Fleischfresser“ und andere Personen, die sich einseitig ernähren.

Die Zauberformel ist also eine ausgewogene, vollwertige Rohkosternährung! Wer eine solche praktiziert, kann durchaus reinigende und heilsame Wirkungen auf Körper und Geist erfahren…

Was sind die positiven Wirkungen einer solchen Ernährungsweise?

Die wissenschaftliche Lage zum Thema Rohkosternährung ist alles andere als gut. Das liegt vor allem daran, dass die meisten Studien aus den 90er Jahren stammen und somit sehr alt sind. Dennoch konnten diese Studien die folgenden positiven Auswirkungen einer (ausgewogenen) rohköstlichen Ernährungsweise aufzeigen:

  • Der Vitamin-A und –E sowie der Carotinoid-Wert im Blut steigen an. Während erstere die allgemeine Gesundheit verbessern und an Stoffwechselprozessen beteiligt sind, haben Nahrungscarotinoide und vor allem Lycopin eine antioxidative Wirkung, d.h. sie schützen Körperzellen vor freien Radikalen. Zudem hemmen alpha-, beta- und weitere Carotinoide das Wachstum von Tumorzellen.
  • Der Cholesterinspiegel (LDL) wird gesenkt. Ein zu hoher Wert des schlechten LDL-Cholesterins gilt als Hauptrisikofaktor für Herzinfarkte.
  • Der Antioxidantienspiegel steigt (siehe oben).

Darüber hinaus konnten Studien zeigen, dass mit einer vollwertigen Rohkosternährung die Symptome einer rheumatoiden Arthritis sowie Fibromyalgie-Symptome gelindert werden können.

Mögliche Mängel und Symptome

Die Untersuchungen konnten auch einige mögliche negative Auswirkungen der (nicht vollwertigen) Rohkosternährung aufdecken. Zu diesen gehören vor allem die folgenden:

  • eine geminderte Knochendichte
  • ein niedriger Omega-3-Spiegel
  • ein Mangel an Vitamin-B12
  • Verlust von Körpergewicht
  • Zahnerosionen
  • Menstruationsstörungen

Ergebnisse mit Einschränkungen

In Bezug auf die möglichen negativen und positiven Folgen einer Rohkosternährung muss darauf hingewiesen werden, dass die meisten Studien keine ausschliesslichen Rohköstler untersuchten. Stattdessen dienten Personen, die sich zu einem gewissen Grad (z.B. 70 Prozent) von Rohkost ernähren, als Probanden. Aus diesem Grund lassen sich die Wirkungen auch nicht auf eine vollkommene Rohkosternährung übertragen.
Darüber hinaus litt keinesfalls jeder der Probanden an den aufgezählten negativen Folgen. Und dann muss man noch bedenken, dass auch in der normalessenden Bevölkerung Mangelerscheinungen auftreten. Diese Mängel sind zum Teil sogar wesentlich gravierender!

Rohkosternährung – ja oder nein?

Ob eine Rohkosternährung nun gesund oder riskant ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Wie erläutert, lautet der Schlüsselbegriff in diesem Zusammenhang – sowie in der Ernährung im Allgemeinen – “ausgewogene Vollwertigkeit“. Beachtet man diesen Aspekt, kann eine rohköstliche Ernährung durchaus gesund für Körper und Geist sein, da die niedrigen Temperaturen beim Garen die wertvollen Nährstoffe der Lebensmittel erhalten.

Tipps für eine vollwertige Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat auf der Basis von aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen die folgenden 10 Regeln für eine vollwertige Ernährung formuliert.

  • 1. Man sollte vielfältig und abwechslungsreich essen und dabei vor allem auf pflanzliche Lebensmittel zurückgreifen.
  • 2. Jeden Tag gehören mindestens zwei Portionen Obst sowie drei Portionen Gemüse auf den Teller. Hierzu gehören auch Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen sowie ungesalzene Nüsse. Diese sind reich an Proteinen und können somit auch ideal zur Unterstützung des Muskelaufbaus verzehrt werden.
  • 3. Vollkorn-Nudeln, -Reis und Co. verfügen über komplexe Kohlenhydrate und bieten somit ausreichend Ausdauer und Energie für den Tag.
  • 4. Joghurt, Käse und andere Milchprodukte sollten täglich verzehrt werden, da sie mit wichtigen Aminosäuren ausgestattet sind. Fisch enthält wertvolle Fettsäuren und sollte zwei- bis dreimal in der Woche gegessen werden. Der Fleischkonsum ist auf max. 600 g in der Woche zu reduzieren.
  • 5. Wurst, Fast Food und Co. enthalten versteckte schlechte Fette. Beim Kochen sollte auf pflanzliche Öle wie Rapsöl zurückgegriffen werden.

Ausserdem…

  • 6. Zucker und Salz sollten so gut es geht vermieden werden. Stattdessen dem Essen lieber mit Kräutern und Gewürzen “Leben einhauchen“.
  • 7. Ebenso sind zuckerhaltige und alkoholische Getränke zu vermeiden bzw. in Massen zu geniessen. Stattdessen viel Wasser trinken (mind. 1,5 Liter am Tag).
  • 8. Lebensmittel sollten so lange wie nötig, aber so kurz wie möglich gegart werden, damit die wertvollen Nährstoffe erhalten bleiben. Hier kommt wieder die Rohkosternährung ins Spiel!
  • 9. Man sollte sich Zeit für das Essen und Trinken nehmen.
  • 10. Ein aktiver Alltag mit reichlich Bewegung ist nicht nur gut für eine Gewichtsreduktion, sondern auch essentiell für ein gesundes Leben.

 

Das Fitness Magazin von Fitnessfood®

FOLGE UNS

Fan werden